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Am Ufer legen Norwegerinnen Kerzen und Blumen zum Gedenken der Opfer nieder.

Breiviks Selbstdefinition: Seine "super-liberale, feministische Umwelt" machte ihn zum "verweiblichten Mann"; zu einem, der sich dagegen wehrte und im "Kampf gegen die Islamisierung" 76 Menschenleben auslöschte.

Foto: Reuters/FABRIZIO BENSCH

Rechtsnationales Gedankengut kommt nicht ohne Feindbilder und Schuldzuschreibungen an die Anderen aus: Das bestätigt sich auch beim jüngsten Fall des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik, der am Freitag 76 Menschen, größtenteils Jugendliche, ermordete. In seinem Hauptteils von ideologischen Pamphleten anderer Massenmörder abgeschriebenen "Manifest" erklärt Breivik die Feministinnen als den Feind im inneren Europas, deren Wahlfreiheits-Agenda die "Islamisierung Europas" erst möglich gemacht habe und befeuere.

Die Newsweek-Autorin Michelle Goldberg analysiert in einem Artikel vom Sonntag die Verknüpfung von Frauenhass und rechter Ideologie als gängige und konstatiert, dass es selten einen Fall gegeben hätte, bei dem diese so offensichtlich sei wie bei Breivik: "A terror of feminization haunts his bizarre document." Goldberg, auch Autorin von "Kingdom Coming: The Rise of Christian Nationalism", entlarvt diese Verbindung als "rhetorischen Trick", dessen sich islamophobe Literatur ständig bedient: Den Angriff auf den Feminismus bei gleichzeitiger angeblicher Sorge um die Abschaffung der Frauenrechte durch die islamistische Misogynie.

Goldberg zeigt auf, dass sich die Anschauungen des Massenmörders in Büchern wie Mark Steyns "America Alone: The End of the World As We Know It" oder Patrick Buchanans "The Death of the West" spiegeln und unter Rechten wie Konservativen (Christen) weit verbreitet sind. Breiviks sah seine Logik, die "egoistische Gebärfaulheit" der Europäerinnen zum Fundament des "muslimischen bevölkerungspolitischen Feldzugs" zu machen, dadurch legitimiert.

Die Lösung zur "Rettung der westlichen Welt" sieht Breivik dementsprechend in der Wiederherstellung eines zerschmetterten Patriarchats; nur wehrhafte Männer, Kreuzrittern gleich, könnten die "Gefahr der Islamisierung" aus der Welt schaffen und Frauen würden dann wieder "ihren Platz in der Gesellschaft" erkennen. "His mad act was in the service of male superiority as well as Christian nationalism. Those two things, of course, almost always go together", schließt Goldberg ihre Analyse. (red)